Schlüsselkompetenzen (manchmal auch "Kernkompetenzen" genannt) heben diejenigen Kompetenzen hervor, die alle Menschen in modernen Gesellschaften benötigen. Zumindest ist dies die Ansicht derjenigen, die Schlüsselkompetenzen definieren, propagieren und damit auch ihre Interessen vertreten.
Zwei typische Beispiele:
Die europäische Union definierte 2006 einen Europäischen Referenzrahmen: "Schlüsselkompetenzen für lebenslanges Lernen". Sie versteht unter "Schlüsselkompetenzen ... diejenigen Kompetenzen, die alle Menschen für ihre persönliche Entfaltung, soziale Integration, Bürgersinn und Beschäftigung benötigen."
Acht Schlüsselkompetenzen werden hier benannt:
- Muttersprachliche Kompetenz
- Fremdsprachliche Kompetenz
- Mathematische Kompetenz und grundlegende naturwissenschaftlich-technische Kompetenz
- Computerkompetenz
- Lernkompetenz
- Soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz
- Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz
- Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit.
Die OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development - Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat 2005 im Rahmen des DeSeCo-Projekts Schlüsselkompetenzen definiert. Sie versteht generell unter Kompetenz die Fähigkeit zur "Bewältigung komplexer Anforderungen, indem in einem bestimmten Kontext psychosoziale Ressourcen (einschließlich kognitive Fähigkeiten, Einstellungen und Verhaltensweisen) herangezogen und eingesetzt werden." Speziell Schlüsselkompetenzen "helfen den Menschen dabei, wichtige Anforderungen unter verschiedenen Rahmenbedingungen zu erfüllen und sind nicht nur für die Spezialisten, sondern für alle wichtig." Dabei bilden "die Fähigkeit zum eigenständigen Denken", die Fähigkeit zur "Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen und Handeln" und die Notwendigkeit "reflexiven Denkens und Handelns" den Kern aller Schlüsselkompetenzen.
Diese werden in drei Kategorien eingeteilt, welche jeweils wieder drei Kompetenzen enthalten:
(1) Interaktive Anwendung von Medien und Mitteln (z.B. Sprache, Technologie)
- Fähigkeit zur interaktiven Anwendung von Sprache, Symbolen und Text
- Fähigkeit zur interaktiven Nutzung von Wissen und Information
- Fähigkeit zur interaktiven Anwendung von Technologien
(2) Interagieren in heterogenen Gruppen
- Die Fähigkeit, gute und tragfähige Beziehungen zu anderen Menschen zu unterhalten
- Kooperationsfähigkeit
- Fähigkeit zur Bewältigung und Lösung von Konflikten
(3) Autonome Handlungsfähigkeit/Eigenständiges Handeln
- Fähigkeit zum Handeln im größeren Kontext
- Fähigkeit, Lebenspläne und persönliche Projekte zu gestalten und zu realisieren
- Fähigkeit zur Wahrnehmung von Rechten Interessen, Grenzen und Bedürfnissen
Gerade Schlüsselkompetenzen zeigen deutlich, wie sehr Auffassung und Beschreibung von Kompetenzen von der Perspektive sowie den Zielen und Interessen des Beschreibenden abhängen. Ähnlich wie die Aufteilung von Kompetenz in Kompetenzen mit Hilfe von Schemata können Schlüsselkompetenzen zur Verständigung hilfreich sein. Im besten Falle stellen sie wichtige Aspekte umfassenden dynamischen Könnens dar.
Einschlägige Dokumente:
- Definition und Auswahl von Schlüsselkompetenzen - Zusammenfassung. Diese Kompetenzen beruhen auf umfangreichen konzeptionellen Arbeiten verschiedener Wissenschaftler, die in folgenden lesenswerten Büchern dokumentiert sind: Rychen, S., Salganik, L. H. (Hrsg.): Key Competencies for a Successful Life and a Well-Functioning Society. Seattle u.a.: Hogrefe & Huber, 2003 und Rychen, S., Salganik, L. H. (Hrsg.): Defining and Selecting Key Comptencies. Seattle u.a.: Hogrefe & Huber, 2001.
Anmerkung: Manchmal wird der Ausdruck Schlüsselkompetenzen auch für alle Kompetenzen mit Ausnahme der Fachkompetenzen verwendet. Oft wird dann auch von "soft skills" oder Schlüsselqualifikationen gesprochen. Dies hat dann mit Kompetenz und dynamischem Können nichts mehr zu tun.